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BERLIN – LOST IN TIME AND SPACE,
Deutschland 2009, 90 Min
Regie: Oliver Schwabe
Schnitt: Yvonne Hilke
Redaktion: Horst Königstein
BERLIN - LOST IN TIME AND SPACE Der Sound der geteilten Stadt
Berlin West war eine Insel. Umgeben von einer Mauer. Der Hauch des Kalten Krieges steckte noch in den Strassen der Stadt. Dieser morbide Charme zog alle an, denen es in der Provinz, besonders in den 70ern und 80ern, zu spießig und zu langweilig war oder die einfach nur aussteigen wollten; sie alle kamen nach Kreuzberg. Kreuzberg war lange Zeit eine der explosivsten Gegenden Deutschlands, nicht nur Hausbesetzungen und Straßenschlachten, sondern auch kompromisslose Musik und eine vitale Kneipen- und Nachtclub-Szene, die keine Sperrstunde kannte.
Berlin Ost mit seinem antiimperialistischen Schutzwall war Ziel derer, die hofften in ihrer Hauptstadt und in unmittelbarer Nähe zur „Frontstadt“ Berlin West ein freieres Leben führen zu können. Grenzgänger an der Grenze, inspiriert und angeregt von Schallplatten und Radiosendungen, die die Mauer vibrieren ließen, so dass Ende der 70er auch in Ost Berlin Querdenker lustvoll alle berechenbaren Tabus brachen und einen verwirrten Staat verhöhnten. Die einzigartige Situation der Stadt hat im West- und Ost-Teil eine lebendige Szene entstehen lassen, die mit dem Mauerfall zerfiel. Vielen raubte dieses Ereignis ein Stück Geborgenheit. Plötzlich war man Teil einer Welt da draußen, der man sich stellen musste.
20 Jahre nach dem Mauerfall ist der Filmemacher Oliver Schwabe in BERLIN - LOST IN TIME AND SPACE den Legenden der Stadt auf der Spur:
Die Studentenrevolte nahm in Deutschland ihren Ausgang von West-Berlin und hatte mit Rudi Dutschke einen ex-DDR Bürger als charismatischen Anführer. Die ersten Gammler trafen sich Ende der 60er Jahre an der Gedächtniskirche und stießen auf Unverständnis und in Berlin wurden 1970 die „Ton Steine Scherben“ gegründet und David Bowie schrieb in Berlin drei seiner besten Alben und sein Song „Heroes“ gilt als Hymne der Mauerstadt. Der Ruf der Stadt zog Künstler und Musiker gleichermaßen an:
Lou Reed widmete ein ganzes Album der Stadt Berlin, ohne selbst je dagewesen zu sein. Der Maler Martin Kippenberger eröffnet 1978 in Kreuzberg seinen Club SO36 und Iggy Pop gelang in Berlin 1976 sein Comeback. Was war der Grund, warum Berlin ein Resonanzboden, ein Verstärker für künstlerische Impulse wurde? Konnte nur in einer Mauerstadt die Musik der Einstürzenden Neubauten entstehen?
BERLIN - LOST IN TIME AND SPACE zeigt Ausschnitte aus Berichten, Filmen und Reportagen, gefunden in den Archiven des West- und Ostfernsehens, die den Sound der geteilten Stadt und die Akteure dieser Zeit dokumentieren. Popkultur zwischen Mauerbau und Mauerfall, ergänzt um Interviews mit Zeitzeugen aus Berlin West und Berlin Ost.
Mit FM Einheit, Inga Humpe, Wieland Speck, Michael Boehlke, Leander Haußmann und Kid Congo Powers und Musik und Performances von Ideal, Neonbabies, PVC, Malaria, Die Haut, Planlos, Nina Hagen, Einstürzende Neubauten,
David Bowie, MDK, TEMPO, Nick Cave, Klaus Renft Combo, TonSteineScherben u.v.m.
Samstag, den 19.12.2009 um 23.15h auf Phönix
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